Der Winter war für mich lang und ziemlich frustrierend. Im November habe ich mir bei schwerem Heben einen Bandscheibenvorfall geholt und musste lange kämpfen, um wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen. Die Zeit, die ich nicht auf dem Fahrrad verbringen konnte, habe ich der Race Gruppe von „Race and Style-Woinem“ gewidmet.
Ich habe viel Zeit in die Entwicklung der persönlichen Trainingspläne (Kraft, Koordination, Stabilisation und Ausdauer) investiert, sowie viel Zeit entweder in der DH-Trainingshalle oder am Rande der Piste auf unserem Hometrail, wo ich den Jungs alle wichtigen Skills beibringe, mit der Erwartung, dass sie große Fortschritte machen.
Dazu kam, dass ich bei der Konzeption und Gestaltung des „Bikeparks Weinheim“ auch einiges zu tun hatte!!!!!
Sozusagen habe ich sehr wenige Möglichkeiten gehabt mein treues Alva 180 zu bewegen.
Ich habe mich dieses Jahr auch entschlossen, Jannik soweit wie möglich zu unterstützen, dass er den Sprung in die Lizenzklasse gut schafft. Es war auch klar, dass mit dem Schritt, dieses Jahr eine Lizenz zu lösen, Jannik und ich die Downhillszene ganz anders erleben würden. Maribor sollte der Saisonauftakt sein.
Im Maribor, als wir die anspruchvollste Strecke vom diesjährigen „European Downhill Cup“ (EDC) sahen, ist uns klar geworden, woran wir arbeiten müssen, um in diesem Sport noch weiter zu kommen.
Der Einstieg ins Rennen selbst war gar nicht so einfach! Um nach Maribor zu kommen, muss man knapp 800 Kilometer durch Deutschland, Österreich und endlich Slowenien bewältigen.
Die Reise sind wir gemeinsam mit Andreas Sieber angetreten. Das 1. Stück Abenteuer war, dass wir erst gegen 1.00 Uhr nachts im stürmischen Maribor angekommen sind. Unser Navi lotste uns durch den Wald auf Waldwege, die eigentlich zu eng für unseren Bus waren. Nach einem epischen Richtungswechsel im Wald war unser Zurückweg von einem umgefallenen Baum versperrt! Mit vereinten Kräften haben wir, bei strömendem Regen, diesen Baum weggezerrt. Das Ergebnis war, dass wir weiter kommen konnten und, dass meine Unterarme am nächsten Morgen komplett zu waren. Nach einigen ahnungslosen Kilometern trafen wir zum Glück 4 Jungs in einem Golf (1.30 Uhr!!!), die uns den Weg zu unserem Hotel zeigten. Danke Jungs!
Die Nacht war sehr kurz! Um 8.00 Uhr war das Track Walk angesetzt. Der Sturm draußen hatte kaum nachgelassen. Mit hin und her telefonieren erfuhren wir erst, dass das Track Walk durch umgefallene Bäume und nicht fahrende Gondel abgesagt war. Eine Stunde später gegen 9.00 Uhr erfuhren wir, dass es doch stattfindet. Schnell die Regenjacke und wasserfeste Schuhe anziehen und die Skipiste runter laufen, um an den Rennstart zu kommen.
Das Track Walk war durch die durchnässte Piste recht schwierig. Die Anzahl von Wurzeln sowie das Steinfeld haben uns erstmal erschlagen. Wir werden viel Spaß haben!
Der erste Trainingslauf hat sofort die Track Walk Eindrücke bestätigt! Rutschig, steil, lang und teilweise schmerzhaft! Nicht umsonst ist Maribor als schwerste Abfahrt des EDC eingestuft. Ich habe mich durch den Tag durchgekämpft und ganz schnell verstanden, dass ich es dort mit meinem Freerider sehr schwer haben werde. Schon bei der ersten Abfahrt habe ich mit dem Boden Bekanntschaft gemacht und mir dabei eine Rippe leicht angeknackst. Es fing super an!
Am nächsten Tag ging es wieder von vorne los! Regen, Matsch und tiefe Rinnen dazu. An dem Tag war das Steinfeld mein Feind. Ich war zwar die Versuche zuvor recht sicher, aber diesmal blieb mein Vorderrad stecken und zwang mich die „Superman“ Haltung anzunehmen. Die Flugphase war angenehmer als die Landung! Hände voraus habe ich mich auf den Steinen abgefangen. Alles Gut! Bis auf die Handflächen, die sich ein paar Tage später immer noch beim Abstützen bemerkbar gemacht haben .
Danach war ich kopfmäßig Top!?! Die Folge war, dass ich einige große Sprünge nicht gewagt habe, um weitere unangenehme Erfahrungen zu vermeiden.
Mittags ging ich beim Seeding Run an den Start, mit den Gedanken sicher unten anzukommen. Es ging eigentlich nur um die Qualifikation.
So lief es auch, ruhig und etwas kontrollierter als morgens. Während meiner Fahrt habe ich zwei Fahrer überholt und ich war mit meinem 6. Platz zufrieden. Ich habe gewusst, dass wesentlich mehr geht.
Jannik kam kurz nach mir und schaffte die Sensation: Bestzeit in der Kategorie U17 und 6 Sek. schneller als ich! Nicht schlecht!
Am nächsten Morgen war zwar die Wetterprognose besser, aber der Himmel blieb bedrohlich. Das Training lief ganz gut, ich bin zwar, wie die Tage davor, ständig durchgerüttelt worden und musste jeden Meter aufmerksam sein, um nicht flach zu liegen, aber ich habe das Training sturzfrei überstanden Leider war es für Jannik anders und er musste, wie ich den Tag davor, sich mit den Steinen vom Steinfeld rumschlagen! Das Ergebnis war ein abgerissener Schalthebel Es war klar, dass ich es reparieren muss und damit auf meinen 2. und letzten Trainingslauf verzichten musste! Egal, Hauptsache Jannik kann weiterfahren. Dank seines Seeding Run Ergebnisses durfte Jannik beim TOP-Training mitfahren und noch einen Trainingslauf absolvieren.
Mittags startete ich mein Finale mit gemischten Gefühlen. Die Temperaturen sind zwar nach oben gegangen aber die Wolken verhinderten, dass die Sonne den Boden weiter austrocknete. So habe ich zumindest gedacht! Es war ziemlich falsch. Von unserer Unterkunft oben am Berg haben wir den Temperaturunterschied zwischen Tal und Berg unterschätzt. Es war unser Verhängnis! Schon in der ersten Kurve habe ich gewusst, dass ich richtig Probleme bekommen werde! Es dauerte nicht lange bis ich von der Piste abkam und einem Baum begegnete. Meine Hinterradbremse und Sattelstütze waren komplett verstellt. Ich musste erstmal an meinem Rad rumzerren, um alles einigermaßen gerade zu richten. Dazu habe ich einen heftigen Schlag auf die Hand bekommen. Ich bin zwar weiter gefahren, aber es war klar, dass ich nichts mehr mit der Wertung zu tun haben werde. Am Ziel kam ich ziemlich enttäuscht auf den 23. Platz der Kategorie Master (30+).
Meine Gedanken waren aber sofort auf Jannik gerichtet. Er startete knapp 10 Minuten nach mir und hatte die gleichen Reifen montiert! Leider ging es ihm nicht viel anders als mir und rutschte zwei Mal auf dem Boden. Schade! Er schaffte trotzdem einen 9. Platz und steht damit, mit dem Seeding Run Ergebnis zusammen, auf dem 4.ten Platz der Gesamtwertung.
Maribor ist vorbei und hat uns gezeigt woran wir arbeiten müssen, um in der Lizenzklasse erfolgreich zu sein. Am 30 Mai startet der German Downhill Cup in Winterberg. Dort bin ich gespannt zu sehen, wie die Pisten- und Konkurrenz-Verhältnisse sind.